Rein nach Afghanistan?

Autor: knoxx

Nein, es liegt nicht am vielen Schnee. Hab‘ übrigens nachgerechnet: so viel gab es im Viertel zuletzt zum Jahreswechsel ins zwote Millennium. Der Guido, unser aller Lieblingsschwester, will nun doch nicht so einfach zur Afghanistankonferenz nach London reisen.

In Washington, London, Paris, Berlin und anderswo wird mal wieder an neuen/alten Afghanistanstrategien gebastelt. Wie oft wurde hier schon nachgebessert, nun ist überwiegend von Exit-Strategien die Rede. Die rein militärischen Lösungen, das wird immer deutlicher, können das Problem nicht lösen.

Die Taliban werden immer stärker. Nicht zuletzt dank gestiegenem Drogenanbau haben sie gefüllte Kriegskassen und die alten Warlords mischen auch kräftig mit. Der gekaufte, unbeliebte Präsident behauptet nun, der Drogenanbau sei auch mit ein ursächliches Problem, das aus dem Westen kommt, weil dort ja die Nachfrage bestünde. Daher mein mega Mega-Plan. Ich werd‘ versuchen, ihn baldigst dem AA zu übermitteln, vielleicht krieg‘ ich dann auch mal einen Bonus.

Die Idee kam mir heut‘ morgen, im Anblick einer staatlichen Methadonausgabestelle, wo es recht lebhaft zuging – der alltägliche Junkie Blues. Alle Klienten hatten sicherlich schon massenweise Beratungsstellen, Therapieeinrichtungen, Polizei und Justiz beschäftigt. Schätzen wir mal vorsichtig pro Kopf und Lebensalter etwa 30.000,- € jährlich. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, wie aktiv “hungrige” Junkies werden können, und welchen Rattenschwanz an Maßnahmen das auslösen muss. Dieser Kreis wird vormittags vorwiegend substituiert, und klaut sich dann den Rest an “Stoff” fürs Nachmittags- und Abendvergnügen in Kaufhäusern und Supermärkten zusammen, weil das Leben sonst arg zu langweilig ist, hierzulande.

Nun, ganz einfach: Wir schicken diese armen, parasitären Leute nicht länger ins soziale Aus, auf’s Abstellgleis. Blödsinn – nein. Wir schicken sie hochmotiviert dorthin, wo der Stoff wächst! Bei gesunder Luft und ebensolcher Bewegung könnten die westeuropäischen Junkies komplett bei der afghanischen Opiumernte eingesetzt werden und dann das Zeug, an Ort und Stelle, konsumieren und engagiert selbst zu Heroin veredeln. Teurer, riskanter Transport, illegaler Schmuggel, aufwendige Fahndungsapparate, Strafverfolgung – das war gestern. Welch ein Milliardensegen, volkswirtschaftlich betrachtet! Für Westeuropa wäre es ein Riesengewinn. Das Militär könnte komplett abgezogen werden, stattdessen zahlt man eine Art Agrarsubvention, damit das Kraut auch im Lande bleibt.

Die neuen “Erntehelfer”, man könnte von etwa 80 bis 100 Tsd. ausgehen und überträfe damit an Zahl die aktuellen ISAAF-Streitkäfte erheblich, würden mit ihren exzentrischen Gewohnheiten Warlords und Taliban gleichermaßen genügend auf Trab halten, so wie hier einst Polizei & Justiz. Ein neuer Stamm würde langsam in Afghanistan heranwachsen, die Opiomuten. Menschen, intelligent, engagiert, durchaus einer friedfertigen Lebensweise zugetan, so etwas wie ein demokratischer Urgrund könnte sich peu a peu in Afghanistan entwickeln.

Die neuen Afghanen könnten auch ’ne Menge Devisen ins Land bringen. Sie bekommen selbstverständlich weiter aus Deutschland ihre Hilfe zum Lebensunterhalt von der BAgIS. Das belebt die afghanischen Märkte und Basare in den Provinzstädten, wo die Klienten siedeln werden, denn die Hauptstadt Kabul ist für sie selbstredend off limits.
Wie heißt er noch, unser Senkrechtstarter im Verteidigungsministerium? Werd‘ auch gleich mal den Freiherrn konsultieren. Revolutionäre Ideen erfordern mutige Köpfe – solche, die auch mal AC/DC hören …

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One Response to “Rein nach Afghanistan?”

  1. Julie sagt:

    Eine grandiose, witzige Vorstellung ! :-))) So etwas liest man gern !

    Apropos Afghanistan, hätte man nicht früher im Viertel gegen diese
    Kriegseinsätze demonstriert ?!?

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