Auf dem Boulevard …

Autor: knoxx

Die Nacht war etwas anstrengend gewesen, ich wurde mal wieder von unerfreulichen Zukunftsträumen heimgesucht. Das Morgenmeeting meiner Company war auch nicht dazu angetan mich aufzuheitern. Im Abfallkorb auf dem Flur fand ich `ne ziemlich aktuelle BILD und siehe – es hatte sich nichts verändert. Jungjournalistin Astrid Sievert durfte auf Seite 3, der Bremen-Seite, ausgiebig über „Nerv-Bettler“ und ihre neuestens „Tricks“ herziehen. Okay zugegeben, ich treffe täglich mehrere, manche auch nervig, und vielleicht kriegt einer mal 20 Cent, doch der hetzerische Grundton dieses Artikels („Betteln und Hausieren verboten!“) gefiel mir gar nicht. Betteln ist Schwerarbeit, soll die nassforsche Dame sich doch mal 2 Tage vor den Hauptbahnhof oder in die Obernstraße setzen.

Passend dazu der fette Seite-1-Aufmacher mit den einfach so freigelassenen Triebtätern, als habe jemand versehentlich oder unwissentlich – diese weltfremde Justiz (!) – ein Gatter geöffnet, dass solche Unholde direkt in unsere Freiheit führt. Wahr ist lediglich, dass der europäische Gerichtshof festgestellt hat, dass Sicherheitsverwahrung nicht willkürlich nachträglich und vor allen Dingen rückwirkend angeordnet werden kann. Nun also überall diese Serientriebtäter unterwegs, jeder braucht 5 Polizisten zur Bewachung, das kurz vor dem Weihnachtsgeschäft, einfach weg mit solchen Typen, bloß weg, irgendwie, weggeschlossen, weggeschossen …

So, das sind also am Mittwoch, den 11.8., wie ich lese, die Hauptprobleme in Deutschland – Bettler und Triebtäter, und aus der nahen Ferne winkt uns schon der nächste Aufschwung zu. Also da braucht es keinen Wallraff mehr, um zu sehen, was dahinter steckt: Volksverdummung großen Stils! Unsere Massenmedien versuchen es leider immer wieder, Volksunmut und Zorn über die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse zu kanalisieren und umzulenken, auf billige und willige Sozialverlierer.

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