…like an english man in NY

Autor: knoxx

Das Viertel soll wieder mal den Bach runtergehen, so hört man es nicht nur von entnervten Anwohnern und geplagten Gastronomen, nein sogar Schnorrer und die Aushilfsdealer stöhnen. Das kann doch nicht nur an Corona liegen ? Die Ali-corsos an Wochenden mit aufheulenden Motoren, der Dreck am Samstag- und Sonntagmorgen rund um die Sielwallkreuzung, die omipräsenten Flaschenscherben auf den
Bürgersteigen, die Zusammenrottungen auf der Kreuzung, die in Gewalt ausarten, sobald auch noch die Ordnungshüter auftauchen., das alles veranlasst alte Viertelbewohner zunehmend das Weite zu suchen. Am letzten Wochenende erschienen im Weserkurier zahlreiche Leserbriefe zum Thema. Der Innensenator hat aufgerüstet, allein das Viertel, so wie wir es seit den 70-ern kannten ,scheint nun völlig tot. Das ist nicht nur ein Generationswechsel, wie von den 70-ern auf die Achtziger, oder eine neue Generation X bzw Y nein, auch die Nullerjahre sind längst fortgeschritten worden. Es existiert längst keine „scene“ mehr, alles erscheint fragmentarisiert. Signifikant, ist nur eines die rege Bautätigkeit, überall wird aufgestockt, neu geplant.., und die Mieten bzw Kaufpreise erreichen utopische Höhen. Die nächste Riesenbaustelle steht uns bevor, das Betonmonster LZB in der Kohlhökerstrasse wird abgerissen, und es sollen dort 170 Wohnungen entstehen , 30% davon als Sozialwohnungen. Dagegen gibt es natürlich auch eine Bürgerinitiative, meist Anwohner, die sich vor Jahren noch mehr oder weniger „preiswert“ ihr Idyll im Viertel geleistet haben. Jedoch gilt für diesen Fall, Investorenrecht kann zuweilen auch dem Gemeinwohl dienen., denn Wohnen könnten hier sonst fast nur noch die Begüterten. Wir sind vor einigen Jahren, nach fast 40 Jahren im Viertel aufs Land gezogen, mein Vater brauchte Hilfe, und heute bin ich nur mehr Zaungast , wenn ich für Kultur  und Sonstiges , ein -zweimal in der Stadt weile und ich muß immer wieder sagen, das war auch gut so. Denn aus meiner vielleicht etwas nostalgisch-verklärten Perspektive, war mir das Viertel, wo man sich über freche Punks und nervige Junkies in den Hauseingängen aufregte, allemal lieber , als  die heutigen mainstreamigen Fassaden der lauten Hauptstrassen und daneben die paradoxe  Friedhofsruhe  der biotopischen Nebenstrassen. Es ist etwas gehörig ins Ungleichgewicht gekommen. Ich wünsche mir nur, dass wenigstens „die Eule“, das Lagerhaus und das Sielwallhaus dem neoliberalen-turbokapitalistischen Ansturm standhalten.

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