Eine neue Gruppe tritt zur Beiratswahl in der östlichen Vorstadt an, „Leben im Viertel“, sie möchte weniger Dreck, weniger Dealer, weniger Kneipen, mehr Ruhe aber auch mehr Raum für alternative Kulturstätten, bzw „Zwischennutzungskonzepte“. Wie passt das zusammen?.. In der Tat , es sieht überhaupt nicht „plietsch“ aus, wenn man Sonntagsmorgens gegen sechs Uhr über die Sielwallkreuzung spaziert. Und sowieso was da bei einigermaßen schönem Wetter ab Freitagabend acht Uhr abgeht, das ist für die Anwohner nicht mehr schön. , das „Viertel“ wird von Event-Touristen regelrecht überschwemmt, kam noch eine/r der Feierwütigen kommt aus dem Viertel.–Wo ist unser „altes Viertel“ geblieben? Die „Scene“ ist längst abgewandert, kein Wunder ,Stichwort „Gentrifikation“, unbezahlbare Mieten für Geringverdiener, Studenten, und inzwischen auch dank airbnb& Co auch für Normalverdiener. Also haben wir teure exclusive Schlafquartiere in den Seitenstrassen und extreme Zustände auf den Hauptachsen, Sielwall , Dobben, O.-weg und Steintor , die Balance stimmt längst nicht mehr.Ich zitiere hier mal den Brandbrief eines befreundeten Gastronomen an die zuständigen Stellen :
…“auch wenn dies wohl zum „neuen“ Konzept des Viertels gehoert: 13 neue Kioske in den letzten 2-3 Jahren auf ca. 300 m, so sind die Folgen dieser „unkontrollierten Freizeitgestaltung“, Massenbesaeuffnisse (vermehrt im Sommer), Rudelpinkeln (zu jeder Jahreszeit), Vermuellung (woechentlich) und eine hohe Gewaltbereitschaft. Es macht wenig Sinn tagsueber im Viertel Polizeipraesenz zu zeigen, wenn dann Probleme vermehrt in die Nacht verdraengt werden und wir teilweise mit 3 Tuerstehern unsere Veranstaltungen sichern muessen. Viele junge Menschen – vor allem Frauen- meiden schon lange das Viertel, weil sie hier Angst haben. Jeder kennt jemanden, der bereits bestohlen oder ueberfallen wurde. Unsere Gaeste nehmen teilweise Schleichwege, um nicht ueber`s Eck gehen zu muessen.
Die Anzahl der Polizeieinsaetze im 1. Halbjahr 2018 sind – fuer einen kleinen Studentenclub und wie wir es nicht gewohnt sind – enorm. Wenn man bedenkt, dass viele nicht mehr wollen, dass wir die Polizei rufen, z.B. bei Diebstahl oder Belaestigungen.
1. DEALER + DROGEN
Seit Jahren haben sich die Dealer von 5-10 Personen auf ca. 40 Personen vermehrt. Seit Monaten hat sich ein Teil der Dealerszene von der Sparkasse/Fehrfeld zur Strassenkreuzung Bernhardstr/Sielwall verlagert. Unsere Gaeste werden sowohl vor dem Kiosk/Eisen als auch in den dunklen Hauseingaengen der Bernhardstr bedraengt Drogen zu kaufen.
Einige Personen -es sind oft Dealer- scheuen auch nicht vor sexueller Belaestigung gegenueber unseren weiblichen Gaesten zurueck. Wenn wir einschreiten werden wir gerne mal als „Nazis“ beschimpft, die nur Fluechtlinge vertreiben wollen.
Ich habe dies bereits mit naechtlichen Polizeistreifen besprochen, die aber mangels Personalstaerke kaum was machen kann.
Kleiner Tipp: mittlerweile wird die Plakatwand am Eisen als Drogenversteck benutzt.
2. VERSCHMUTZUNG
In der Bernharstr sammelt sich seit ca 2 Jahren nicht nur massiv Imbissmuell sowie Flaschen/Scherben der Kioske an, sondern auch viele m³ Hausrat von Anwohnern. Die Folge: Essenreste ziehen Ratten an, Kioskgaeste urinieren in den Muell, Nachbarn, teils vom Sielwall, stellen ihren Muell hinzu.
Wir haben bisher die Strasse jeden Morgen gefegt, koennen dies aber ab sofort nicht mehr leisten. Wir zahlen nicht mehr unsere Mitarbeiter um den Muell der Kioske und Imbisse zu entsorgen.
IM ANHANG FINDEN SIE FOTOS VON HEUTE ABEND – es ist ein Oeffnungstag der Lila Eule. Der Muell liegt dort mindestens seit Dienstag… es ist die Regel, mal mehr mal weniger Muell.
3. ILLEGALER TAXISTAND
Von Do – Sa bildet sich regelmaessig ein illegaler Taxistand an der Ecke Sielwall/Bernhardstrasse. Wenn wir die Fahrer auf die Problematik (Motorenlautstaerke fuehren zur Belaestigung der Nachbarn/Blockierung der Einfahrt) hinweisen, werden wir oft aggressiv angegangen. Ich habe das Problem ebenfalls mit der naechtlichen Streife (…Personalengpass) und Taxi-Ruf besprochen. Ein Aufruf an die Fahrer hat bisher keinen Erfolg gebracht. Wir werden nun versuchen die Taxinummern aufzuschreiben, in der Hoffnung, dass die Taxibetreiber mit ihren Fahrern reden. Allerdings haben wir auch nicht das Personal dies konsequent zu leisten. “
Ich kann meinen Freund sehr gut verstehen, draussen wird gesoffen, und drinnen sind die Umsätze schwaecher, und das bei steigenden Kosten., Türsteher, Nachbarschaftsärger.etc..
Würde man den Drogenkonsum endlich legalisieren, und auf staatliche kontrollierte Abgabestellen beschränken, gäbe es keine Strassendealer mehr in diesem Ausmaß, und die Polizei hätte auch mehr Kräfte frei, um die Straße zu überwachen, das betrifft zB Antanzdiebe, Sittenstrolche, und wenn man dann den Strassenverkauf von Alkohol ab 22.00 verbieten würde, würden sich die open air parties auch wieder mehr in Kneipen verlagern., obwohl gerade auch das „Rauchverbot“ sich diesbezüglich als kontraproduktiv erwiesen hat. Jedenfalls so , wie es jetzt läuft, ungehemmt „marktradikal“ kann es nicht weitergehen. Sonst könnte man auch ruhig Hochhäuser im Viertel ( wie in der Kohlhökerstrasse , ehemals LZB) zulassen, damit es wieder bezahlbaren Wohnraum gibt. Das Biotop „Viertel“ ist jedenfall schwer in der Klemme und die Politik scheint hier ratlos, wie immer.
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