Whats that sound“…, bye bye Hella, ein Covid-Novemberspass

Autor: knoxx

Da stehen wir nun fröstelnd im kühlen Novembernebel an Deinen anonymen Urnengrab auf dem Huckelrieder Friedhof zum letzten Akt.

Liebe Hella, du widerborstige Streiterin für das Schöne, Wahre und Reine……es ist
also wahr ..Du bist nicht mehr unter uns. Wer soll uns nun über den jährlichen
Ingeborg Bachmann Preis aufklären ? Wer denn, kettenrauchend wider den Zeitgeist
zufelde ziehen ? Good Bye..my Dear , thank you for the music….. es wird leerer im
Viertel…, Wann sind wir uns erstmalig über den Weg gelaufen, 82 im „Römer „ als Du
bei der Düsterband „Schwarze Spiegel “ in Joy Division Manier getrommelt hast und
ich gerad auf eingebildetem Höhenflug mit „Ego/N “ unterwegs war, unsere erste
Single. Irgendwann landeten wir in Deiner Bude in der Humboldtstrasse . Du
entpuppest Dich als als kompetente Musikliebhaberin, bei Dir gab es Bach & Beatles,
und natürlich auch viel Postpunk und zu meinem Erstaunen gar die erste von Led
Zeppelin, auf dem cover durfte ich mich denn also verewigen. Später mit Gründung
des Bistro Brazil wurdest Du schnell Stammgast und versorgtest uns fortan mit den
überaschendsten Mix- Tapes mit so crazy Titeln wie „a different kind of jungle“ oder
„none such music“ . None such music liegt gerade vor mir, beinhaltet beispielsweise
Stücke vom Julian Bream, ebenso wie vom Modern Jazz Quartett, neben songs von
Tim Buckley, the Doors, the Eagles, Magna Charta, Van Morrison und „the Durutti
Column“. Eine exqusite Auswahl, Musik für gourmets. Keine/r hat je ihre Bandbreite an
außergewöhnlicher Musik erreicht. Wer kennt sich auch schon gleichzeitig mit John
Renbourne , Konrad Ragossni und den Lovin`Spoonful aus. Wir konnten uns am
Tresen stundenlang die Bälle zuspielen und uns trefflich streiten, ob „ Their Satanic
Majestic Request “ von den Stones ein schlimmer Unfall in der Bandgeschichte war
oder ein fehlgeschlagener Versuch, an „Sergeant Pepper anzudocken “. Du liessest
Dir deine Tapes zumeist in Naturalien auszahlen, ein guter Deal für beide. Ich glaube
zu meinem 60. brachtest du mir ein „Ständchen “, auf youtube verewigt, dass mich als
den Keith Richard vom Ostertor überhöhte. Meine Verlegenheit & Freude kaschierte
ich mit der saloppen Bemerkung, dass ich doch wohl deutlich weniger Falten in Gesicht
und er eindeutig mehr Mäuse auf der Bank hätte, was ja nun ziemlich realistisch war.
Leider finde diese selbstgebrannte CD mit dem Ständchen trotz intensiver Suche bis dato nicht wieder.-
Derzeit begann auch plötzlich ihre „Rammsteinphase“ , die bis zum Schluß anhalten
sollte. Mit ihrer Begeisterung überrollte sie mühelos meine anfängliche Skepsis in
puncto deren Leni Riefenstahl-Ästhetik. In den letzten Jahren nachdem ich das Brazil
aufgegeben hatte, verlagerte sich unsere Kommunikation mehr auf die social media,
anfangs im Viertel-blog , dann auf den Zuckerberg. Wir waren nicht immer einer
Meinung,jedoch meistens, besonders wenn es um Literatur ging. Ihren Roman
„Höhere Welten “ hab ich noch irgendwo im Regal, er hat mich damals nicht
besonders angesprochen, vielleicht muß ich ihn noch mal lesen. Jedoch hätte ich
gern etwas von ihrem nächsten Roman zu Gesicht bekommen, da hielt sie sich aber
sehr bedeckt. Was mir noch einfällt, ich hätte sie gerne in einer Literatursendung
erlebt, sie hätte sicher so manches Quartett aufgemischt………,?
Good Bye..my Dear ,
thank you for the music….. es wird wieder etwas leerer im Viertel.—
Der harte Kern der Freunde schart sich um Freundin Gundula, die einen lesenswerten frühen Gedichtband Hellas, unter dem Pseudonym Christiane J.Euler erschienen, verteilt.
„Frei und Formalistig“ heißt er, derzeit studierte sie noch in Göttingen und hat dort die frühe Scene wohl etwas aufgemischt, wie aus manchem Gedicht hervorgeht.—-
–Wieder ein vertrautes Gesicht weniger im Strassenbild, ,  und eine wohltönende Stimme weniger  im Viertelchor.. Ja, singen , das tat sie gerne.
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