„Gib mir ein Wort…“

Autor: knoxx

Gib mir ein Wort ,
dass mit Gen…anfängt…, G , E, N,..
Okay, Generation Y, generieren, genau, mal was ganz altes, Generationskonflikt, Generator, Gender, gender studies, gender wahnsinn, Genforscher,Genkatalogisierung,Genpool, Gentrifizierung. Gentrifizierung , auch so ein halbes Unwort, jeder hat es wenigstens einmal gehört, gibt’s in jeder Grossstadt, manche müssen darunter leiden, manche profitieren, also alles wie immer ? Unsere alte Hansestadt wurde im Vergleich zu Berlin, München und Hamburg relativ spät von der Gentrifizierungswelle erwischt.
Erst gab es es dort noch viel Planungsbedarf, verfallene und kriegsbeschädigte Häuser ,Ruinengrundstücke, Baulücken, in den Innenstadtrandlagen, und die Mieten waren ganz im Keller. Daher gesellte sich zu den älteren Bewohnern, bald eine bunte Mischung aus Gastarbeitern, Künstlern, Studenten, und Lebenskünstlern aller Art.
Dann wurde das Gebiet zu einem Sanierungsgebiet erklärt. Die Stadt hatte nach Gründung der Bundesrepublik viele Häuser aufgekauft und keinen Handschlag für Sanierungen verschwendet,, um die nötigen Kahlschläge für eine „autogerechte Stadt“ problemlos abwickeln zu können. Dann gabs eine Bürgerinitiative , die sich erfolgreich gegen gegen eine wahnsinnige Trassenplanung durchgesetzt hatte., „das Viertel“ durfte leben. Natürlich hatten sich auch schon einige Protagonisten zu Spottpreisen einige dieser „Schrotthäuser“ gesichert., doch nun verkaufte die Stadt in den 70 und 80 Jahren nach und nach alle stadteigenen Immobilien zu sehr erschwinglichen Preisen, Akademiker, Lehrer und Beamte einer gewissen Partei bekamen meist die Zuschläge.. In den 90-ern, inzwischen waren die Häuser, meist für 80.000 bis 200000 DM erworben, gut das Doppelte Wert., wurde die Idee einer Sanierungsabgabe nach wütenden Protesten der Betroffenen schleunigst wieder fallengelassen.

Inzwischen werden diese „Häuschen“ durch die Bank, auch dank günstiger Sanierungsdarlehn schmuck anzuschauen, mit 300.000€ bis 500.000 € aufgerufen. Fast neben der „Lila Eule“, also in kritischer Wohnlage, wenn man einigen lauten Anwohnern glauben darf, wurde jüngst ein schrottiges Haus,ja das grüne, mit ca 100m“ Wohnfläche, und 100m“ fensterloser Hinterhofwerkstatt für über 300.000€ angeboten. Selbst der Makler meinte, „erheblicher Sanierungsstau“, also kurz vor Abriss, doch es fand sich ein auswärtiger Investor, dem die Hütte fast soviel wert war. Der Mann spekuliert wohl auf AirBnB Wohnungen, wie man vermutet. Coole Bude mitten in einem „hippen“ Viertel, wo die Nacht zum Tag wird, für nur 40€ pro Tag, ist doch geil oder. Ein befreundeter Student, der nachts in der Kneipe jobbt, erzählte mir von seiner 50m“ Wohnung im Milchquartier, die Miete beträgt 650,-€.. Die Mieter zahlen dem Ehepaar, welches schon zwei Häuser im Viertel sein eigen nennt, die Bude ab. Und das sind ja nur die kleinen Spekulanten. Jetzt stellt Euch mal vor, da käme eine Partei und würde die alte Idee von der Sanierungsabgabe wieder auspacken. ?

Wenn ich abends mal um die Häuser ziehe , treffe ich in den Restaurants und Kneipen, unheimlich viele Menschen, meist jedoch Zugezogene, Neubürger oder Touristen, die einstige Bevölkerungsmischung hat sich längst aufgelöst. Heute dominieren Erben, Gutverdiener, Akademiker und Unternehmer die Scene, das Viertel ist chic geworden,aber deswegen kein Sozialneid., denn diese Entwicklung bildet nur als Spitze des Eisbergs sozusagen ab , die fortschreitenden sozialen Spaltung unserer Gesellschaft . Natürlich ist das ein Pulverfass, mit langsam glimmender Lunte. Das Sielwallhaus, seit Jahrzehnten fester Bestand einer selbstbestimmten Jugendkultur bekommt Ärger,, nun kommen Erben eines Nachbarhauses, und möchten diesen „Schandfleck“ lieber heute als morgen beseitigt sehen., um noch mehr Mite rauszuholen, oder „Lila Eule“, permanent gerichtliche Auseinandersetzungen wg angeblicher Lautstärke, „ das Lagerhaus“ ist auch Einigen ein Dorn im Auge… die Liste liesse sich fortsetzen. Perverserweise sollte man sich fast wünschen, mehr dealer, mehr Einbrüche, mehr junkies, mehr Dreck, damit das Viertel nicht noch weiter in der Gunst der Investoren steigt.. Das ganze Wiener-Hof Ensemble, im Besitz der Gewoba, hatte einst nur „B-Schein Wohnungen“, nach 25 Jahren lief die Sozialbindung aus, seitdem ists auch dort teurer geworden. Dem Beirat würde ich gern mal auftragen, zu ermitteln , wie viel Wohnungen im Viertel inzwischen über AirBnB vermittelt werden. Im Quartier hinter Cäsar zwischen Blumenstrasse und Steinerm Kreuz soll der Garagenhof mit 18 schicken Wohnungen bebaut werden, bevor der Bau endgültigt genehmigt ist, sind nahe zu alle Wohnungen hochpreisig verkauft. Also ,das Viertel ist immer noch mega „in“ und wenn erst die Chinesen kommen.,..das Gelände der ehemaligen Landeszentralbank ist auch schon fest verplant.

Du magst den Artikel? Teile ihn:
Buchempfehlungen:

Kommentar hinterlassen