Auch in Bremen geht der Protest auf die Straße

Autor: galeff

Bremen, Samstag nachmittags. Häufig ziehen dann Menschen massenhaft ins Weserstadion – heute aber, einen Tag vor den Bremer Einheitsfeierlichkeiten, zog es die Leute auf die Straße. Doch die Stimmung war ähnlich wie im Fußballstadion (Ultras-Block): laute Schlachtrufe (auch das Stadion-bekannte „allé, allé …“) und grimmige Zeitgenossen, die es in der Sache ernster als ernst meinen. Dazu immer wieder anheizender Megaphon-Einsatz und laute Musik aus dem Führerungslastkraftwagen – „Tocotronic“, „Deichkind“ und andere Protestbands. „Es geht ums Ganze.“ war da am Wagen zu lesen, also nicht um „Werder Bremen“, sondern um die ganze Nation – eine Nation, die man abschaffen möchte. „Kein Tag für Deutschland, kein Tag für die Nation“, lautete so auch das Motto.

Der linke Jungendblock „A Gauche“ formuliert es so: „… für uns steht fest: Hinter dieser scheinheiligen Fassade gibt es genügend Gründe der nationalen Feierei entschieden entgegen zu treten! Abschiebung, rassistische Pogrome, nationalistische WM-Feierei, eine Nation die zu großen Teilen Sarrazins rassistischen Thesen zustimmt, Hartz4, Allgegenwärtigkeit von Konkurrenz in Job und Schule – alles Gründe Deutschland nicht abzufeiern! Wir wollen zu keiner nationalen Gemeinschaft gehören.“

Ein Wochenende mit Endzeitstimmung.
Brennende Mülltonnen? Nicht ganz. Als es aber dunkel wurde, kam die mitgebrachte Pyrotechnik zur Geltung. Im Tunnel, Nähe Domsheide, knallte es plötzlich und es wurde richtig hell. Dann machten Rauchschwaden das Orientieren schwer – Grund dafür waren ein Bengalo und mehrere Böller. Für die zahlreichen Schaulustigen, die von oben in den Tunnel blickten, sah es aus, als würde der Tunnel nach einem Unfall brennen. Tunnel und Menschenmassen – war da nicht was? „Loveparade“ klingt anders: „Nie, nie – nie wieder Deutschland!“, wurde immer wieder angestimmt.

Bremen Demo

Hunderte Polizisten begleiten die Demo.

Bremen Demo

Im Tunnel werden ein Bengalo und ein paar Böller gezündet.

Die rund 2000 (laut nwzonline.de) linksautonomen Demonstranten, meist schwarz wie ihre Polizei-Bewacher gekleidet, bewegten sich wie ein Schiff durch die Bremer Straßen, eng zusammenstehend und komplett von Transparenten (Transpis) umgeben. In einigen Metern Abstand (dieser wurde auf Wunsch der Demonstranten während der Demo vergrößert) zeigte die Polizei, was ein Kessel ist: hunderte behelmte Polizisten in Schutzkleidung, die eine Änderung der Demo-Route unmöglich machten. In den Nebenstraßen standen Wasserwerfer bereit, am Himmel kreisten zwei Hubschrauber – „Die Klapperschlange“ lässt grüßen.

Von den im Internet kursierenden Gewalt-Aufrufen distanzierten sich die Veranstalter und so blieb die Demo bis zum Abend auch recht friedlich: keine brennenden Autos und keine zerstörten Geschäfte – vielleicht können die Medien nun einmal von den Inhalten des Protestes berichten.

Apropos „Medien“: Danke an „token667“ für die Live-Handyübertragung auf bambuser.com!

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2 Responses to “Auch in Bremen geht der Protest auf die Straße”

  1. Das halte ich nicht für so ganz gut, denke da anders

  2. galeff sagt:

    @Steffen Schmidt:
    Ich bin ja neugierig: was halten Sie denn für nicht so ganz gut? Und wie (anders) denken Sie?

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